Die Lütticher Straße in „Merzig“

Die Lütticher Straße in „Merzig“

(Karte französich 1836, Rot möglicher Verlauf der Lütticher Straße)
Im Merziger Findbuch des Landesarchivs tauchen zwischen 1811 und 1819 mehrere Einträge zu Baukosten für eine sogenannte „Lütticher Straße“ auf. Das klingt erstmal so, als hätte es in Merzig früher tatsächlich eine Straße mit diesem Namen gegeben.

Doch heute wissen wir: Eine offiziell benannte „Lütticher Straße“ hat es in Merzig nie gegeben. Auch alte Karten liefern dazu keine eindeutigen Hinweise.

Anfang des 19. Jahrhunderts ließ Napoleon Bonaparte ein umfassendes Straßennetz errichten – die sogenannten „Kaiserstraßen“. Diese Straßen waren militärisch, wirtschaftlich und verwaltungstechnisch von großer Bedeutung. Sie verbanden die verschiedenen Regionen des französischen Kaiserreichs, darunter auch Gebiete, die heute zum Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg und dem Elsass gehören.

Zwischen 1808 und 1811 entstand eine wichtige Strecke von Paris über Metz, Forbach, Saarbrücken, St. Ingbert und Homburg bis nach Mainz. Eine weitere zentrale Route führte von Straßburg über Lüttich – und verlief ab 1811 über Saargemünd, Saarbrücken, St. Johann, Malstatt, Burbach, Völklingen und Trier in Richtung Lüttich. Teile dieser Route entsprechen heute der Bundesstraße 51, einer bedeutenden Nord-Süd-Verbindung.

Diese Kaiserstraßen dienten nicht nur der schnellen Truppenbewegung, sondern auch der effizienten Verwaltung der eroberten Gebiete.

Der Begriff „Lütticher Straße“ bezog sich vermutlich auf genau diese strategisch wichtige Verbindung, die durch Merzig führte – aber nicht auf einen offiziellen Straßennamen innerhalb der Stadt.

In der Region Merzig verlief die Strecke in etwa so: Von Merzig über die heutige Trierer Allee nach Mettlach, weiter nach Saarburg und schließlich bis nach Trier. Von dort führte sie weiter durch die Eifel Richtung Lüttich.

Die Bezeichnung „Lütticher Straße“ entstand wohl im Zuge des staatlich organisierten Ausbaus dieser napoleonischen Verkehrswege. Oft bekamen bestehende Straßen neue Bezeichnungen, weil sie Teil der größeren Route wurden. Die Städte und Gemeinden entlang der Strecke waren verpflichtet, die Wege instand zu halten und auszubauen.

Schon lange vor Napoleons Zeit gab es Verbindungen zwischen Straßburg und Trier, die über Saargemünd, Saarbrücken, Merzig und das Saartal führten. Diese alten Wege – zunächst Handels- und Pilgerpfade, später auch Poststraßen – orientierten sich meist an der natürlichen Landschaft und verbanden das Elsass, das Moseltal und das Maastal miteinander.

Gerade das Gebiet um Lüttich war bereits seit dem Mittelalter eng mit der Region verbunden – sei es durch den Weinhandel, Metallwaren, Wallfahrten oder kulturelle Kontakte. Die „Lütticher Straße“ war also keine völlig neue Erfindung Napoleons, sondern vielmehr eine Modernisierung und Erweiterung einer jahrhundertealten Verkehrsachse, die den Westen Europas mit dem heutigen Saarland verband.

Soweit allgemeine Erkenntnisse zur Lütticher Straße…

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